Frühjahr 2016: Von der Wiener Klassik bis zur Spätromantik
Humperdinck: Ouvertüre zu Hänsel und Gretel
Humperdincks Schwester Adelheid Wette plante das Märchenspiel als häusliche Theateraufführung. Sie bat ihren Bruder um die Vertonung einiger Verse. Als diese im Familienkreis großen Anklang fanden, beschlossen die Geschwister, ein Singspiel daraus zu machen. Schließlich wurde Humperdincks Begeisterung so groß, dass er eine abendfüllende Oper komponierte. In einem Brief an seinen Schwager schreibt Humperdinck: „Vergangenen Sonntag habe ich die Ouvertüre niedergeschrieben, eine Art symphonischer Prolog, den man ein „Kinderleben“ betiteln könnte. Er beginnt mit dem Schutzengelchoral, von Hörnern vorgetragen, geht dann über in das „Hokus pokus“, welches wiederum der Melodie „Die Englein haben’s uns im Traum gesagt“ weichen muss, woran sich nun lustig „Die Hexerei ist nun vorbei“ in fröhlichem E-Dur anschließt. Dann klingt wieder der Choral hinein, der sich nun mit der Melodie „Die Englein haben’s etc.“ organisch verbindet und mit dem triumphierenden „Die Hokus-Pokus-Hexerei ist nun vorbei“ glanzvoll in C-Dur abschließt. Es geht etwas lärmend darin zu, aber „sunt pueri pueri, pueri puerilia tractant“ (Kinder sind einmal Kinder, als Kinder stellen sie Kindisches an) und für die derbe Knabenstimme passt eben nur die Trompete.“
Beethoven: Klavierkonzert Nr. 1
Beethoven führte das C-Dur-Klavierkonzert am 2. April 1800 am Burgtheater in Wien erstmals auf und übernahm den Klavierpart bei diesem Konzert. In einer Anekdote bezüglich dieser Uraufführung heißt es, Beethoven habe das Konzert auswendig in Cis-Dur gespielt, da er kurz vor der Eröffnung des Klavierkonzerts bemerkt habe, dass der Flügel einen Halbton zu tief gestimmt sei. Möglicherweise gab es bereits Aufführungen des 1. Klavierkonzertes 1798 in Prag, was nicht genau nachvollzogen werden kann. Die endgültige Niederschrift der zunächst an vielen Stellen improvisierten Solostimme erfolgte erst zur Drucklegung 1801. Acht Jahre später komponierte Beethoven noch drei Kadenzen für das Konzert, dem Pianisten ist freigestellt welche er wählt. Auch der Pianist Glenn Gould komponierte eine eigene Kadenz für dieses Konzert.
Spohr: Sinfonie Nr. 1
Louis Spohr war ein deutscher Komponist, Dirigent, Gesangspädagoge, Organisator von Musikfesten und ein Geiger von internationalem Ruf; neben dem Italiener Niccolò Paganini zählt er zu den größten Geigern seiner Zeit. Spohr war bereits zu Lebzeiten eine Berühmtheit und galt nach dem Tod von Carl Maria von Weber und Ludwig van Beethoven als der bedeutendste lebende deutsche Komponist.
Brahms: Akademische Festouvertüre
Die Ouvertüre entstand im Sommer des Jahres 1880 in Bad Ischl. Anlass zur Komposition der Festouvertüre war die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Brahms durch die Universität von Breslau im Jahre 1879. Die Uraufführung fand am 4. Januar 1881 unter Brahms’ Leitung in Breslau statt. Die meist knapp über 10 Minuten kurze Danksagung an die Universität Breslau zeigt einmal mehr Brahms´ verarbeitungstechnische Meisterschaft, verbunden hier mit „Augenzwinkern“ im Umgang mit den Studentenlieder-Vorlagen. Brahms selbst verglich das Werk mit einem Suppé-Potpourri. Nikolaus Harnoncourt hebt im Beiheft zu seiner Brahms-Box den „hintergründigen Humor“ hervor: „Das Orchester wird hier wirklich zum Lachen eingesetzt.“ Wenn man sich vor dem Hören die Studentenliederthemen vergegenwärtigt und aufpasst, wie sie Brahms im Lauf der Ouvertüre einsetzt, erschließt sich die kompositorische Finesse ganz unmittelbar.
Solist: Martin Schumann studierte in Lübeck und Hamburg. Er war Pianist beim Norddeutschen Rundfunk, hatte eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland und ist seit 1995 Professor an der Musikhochschule Hamburg.
Termine:
- 16. April um 20 Uhr Kirche in Stellingen, Molkenbuhrstsr. 6
- 29. April um 19 Uhr Petruskirche in Hamburg-Lokstedt, Winfridweg 22